Christines kleine Schreibstube


Dicke Luft im Hasenhaus.

Nicht nur Kinder folgen manchmal nicht. Nein, auch bei Osterhasen kommt das vor.

Mama und Papa Hase kamen mit dem Eierbemalen nicht mehr nach. Es war kurz vor Ostern, und zwei Körbe voller Eier mussten noch bemalt werden. Papa Hase rief seine Kinder zu sich, die draußen auf der Wiese  herum tollten, und  teilte sie zur Arbeit ein.

Die Hasenmädchen  rümpften kurz ihre kleinen Nasen, zogen aber brav ihre Schürzen an, denn sie wollten ihr schönes Fell nicht mit Farbe bekleckern. Folgsam griffen sie zu den Farben und dem Pinsel und hatten sogar Spaß an ihren kleinen Wunderwerken.

Papa Hase lobte sie zwischendurch und war stolz auf sie, denn er bewunderte an ihnen den Mut, wie sie mit den verschiedenen Farben umgingen. Sie mischten die Farben kräftig, und die getupften Eier erfreuten das Auge.

Die Hasenbuben dagegen überhörten die Stimme des Vaters und sprangen lustig vor dem Hause herum. Das ärgerte den Hasenpapa. Man sah es daran, dass sich eine tiefe Falte zwischen seinen Augen bildete. Mama Hase kannte ihren Mann genau. Sie ahnte bald ein Donnerwetter.

Deshalb sprang sie hinaus und warnte ihre beiden Jungen. Doch diese lachten nur und hopsten übermütig über die Blumenbeete, scharrten in der frischen Erde und freuten sich über die Löcher, die sie gruben.

Papa Hase beobachtete das alles, indem er über seinen Brillenrand blickte und sein Zorn auf seine Söhne wurde von Minute zu Minute größer.

Er legte seinen Pinsel nieder, wischte sich die Farbe von den Händen ab, schaute noch einmal auf den Korb unbemalter Eier und verließ die Werkstatt.

Neben der Tür stand ein  kleines Weidenstöckchen, das  zum Umrühren von Farben diente. Diesen  nahm er mit nach draußen, und Mama ahnte nichts Gutes. Die Hiebe, die nun ihre Lieblinge empfingen, taten ihr auch weh. Doch sie sah ein, dass es ohne Strafe nicht ging. Nur meinte sie im Inneren, ein paar Hiebe weniger hätten es auch getan.

Sie hörte ihre Kleinen weinen und wäre am liebsten hinaus, um sie zu trösten. Das hätte jedoch wiederum ihren Hasenmann geärgert, und deswegen blieb sie ganz still in der Küche und wischte sich mit dem Schürzenzipfel eine aufsteigende Träne aus dem Augenwinkel. Ja, die Hasenmama war sehr weich, und sie überlegte, was sie sagen würde, wenn ihr Hasenmann außer Atem in die Küche käme. Sie sah ihn, wie er hinter den Jungen herjagte. Es strengte ihn an, sie zu fangen, denn die Kleinen rannten  wie um ihr Leben. Sie wollten keine Schläge, das tat ja weh.

Also sah die Hasenmama gar nicht hin, als Papa Hase in der Tür stand. Sie blickte starr auf den Herd und rührte im Topf herum. Papa Hase wunderte sich darüber und meinte, Mama Hase hätte alles nicht mitbekommen. Darüber war er froh, denn auch ihm bereitete es keinen Spaß, seine Jungen zu züchtigen.

Die Kleinen hatten sich mittlerweile wieder etwas beruhigt und kamen mit hängenden Ohren in das Haus.

Still setzten sie sich auf ihre Plätze.

Die Hasenmädchen äugten  unruhig in der Werkstatt herum.

Ihnen war auch nicht behaglich zumute. Papa Hase gab seinen Kleinen noch einige Anweisungen zur Arbeit. Nun arbeiteten sie alle still vor sich hin. Ein Ei nach dem anderen wurde bemalt mit Blumen, kleinen Schmetterlingen oder eben nur mit einer Farbe. Das ging am schnellsten.

Zum Glück rief Hasenmama nach einer Stunde zum Essen. Am Tisch wurde die Stimmung wieder besser. Alle waren hungrig und freuten sich auf die leckere Mahlzeit. Hasenmama hatte einen köstlichen Löwenzahnsalat zubereitet, den sie alle gerne aßen. Nach und nach verschwand die Spannung und es wurde wieder gescherzt und gelacht. Das Unangenehme war vergessen.

                   

 

  

Der eigensinnige kleine Hase.

Er war anders als seine Brüder und Schwestern. Hasenmama merkte es schon sehr früh, denn er spielte nie mit den anderen, sondern saß meist alleine in einer Ecke und beobachtete das lebhafte Treiben. Alle guten Zusprüche halfen nichts.

Eines Tages, als die Sonne besonders hell schien, verließ der kleine Hase alleine seine Behausung und schaute sich den ganzen Tag auf dem Hof um. Erst war er vorsichtig und beobachtete nur. Auch die anderen Bewohner sahen nach ihm und wunderten sich, dass so einer kleiner Hase ganz alleine auf dem Hof herum hoppelte. Die Katze Lissy fand ihn niedlich und sprach ihn als erste an. "Bist du ausgerissen?"  fragte sie den kleinen Hasen. Doch dieser antwortete nicht und näherte sich dem Hühnerstall.

Die Hennen, die gerade in ihren Nestern zum Eierlegen saßen, gackerten kurz, fanden ihn aber so hübsch, dass sie ihn freundlich fragten, ob er ihnen die Zeit etwas vertreiben könne. Das Eierlegen sei so langweilig, man müsse immer nur still sitzen und warten. Er solle doch bei ihnen bleiben und ihnen von der Hasenfamilie erzählen. Dafür könne er auch ein paar Eier bekommen und sie anmalen.

Die Idee fand der kleine Hase gut, und er leistete den Hennen Gesellschaft. Er entpuppte sich als lustiger Geselle, sein Schnäuzchen wollte nicht mehr still stehen, soviel hatte er zu erzählen. Aber auch die Hennen gackerten freudig  und lächelten den Hasen lieb an.

"Kann ich denn auch bei euch übernachten?", fragte plötzlich der kleine Hase. Die Hennen schauten verdutzt drein. So eine Frage hatten sie nicht erwartet. "Warum nicht?", sagte die Älteste der Hennen, "wenn deine Mutter nichts dagegen hat, aber erst musst du sie fragen. Warte ich gebe dir ein paar Eier mit."

Im Hühnerhaus war es so interessant. Da gab es auch braune Hennen und ganz dottergelbe Küken.

Sie wollten gleich mit dem Hasen spielen, doch die alte Henne drängte ihn zum Fortgehen. Sie gab ihm ein paar Eier und schickte ihn nach Hause zu seiner Mutter.

Mama Hase vermisste ihn schon, aber sie schimpfte nicht. Sie war eigentlich froh, dass er nicht alleine in seiner Ecke saß und plötzlich so viel zu erzählen hatte. Sie freute sich auch über die mitgebrachten Eier, denn bald war Ostern, und da brauchte man eine ganze Menge.

"Darf ich denn im Hühnerhaus schlafen?", fragte er seine Mama. Diese sah ihn groß an, das hatte sie noch kein Hasenkind gefragt. Was sollte sie antworten? Ganz recht war es ihr nicht, schließlich wollte sie alle ihre Kleinen um sich haben. Doch sie wusste ja, dass dieser Hase von Anfang an ein eigensinniges, kleines Häschen war, und sie wollte ihn nicht enttäuschen.

Sie sah in seine bittenden Augen und willigte ein. Mama Hase kannte ja die Hennen und wusste, dass sie ihm nichts taten. Auch Katze Lissy hatte nichts Böses im Sinn, und der Hund würde dem kleinen Hasen auch nichts tun.

So gab sie ihm ein Säckchen mit Körnern mit, denn schließlich konnte man die Eier nicht umsonst annehmen. So schickte sie den Kleinen mit lieben Grüßen davon.

Die Hasengeschwister staunten über ihren kleinen Bruder. Sie würden nie auf die Idee kommen, im Hühnerstall zu übernachten. Sie sahen ihm nach, wie er freudig davon lief, aber verstehen konnten sie ihn nicht, ihren kleinen eigensinnigen Bruder.

 

Das erste Osterfest

Baby Hase wurde im Februar geboren. Er wuchs schnell heran, denn Papa Hase brachte jeden Tag gutes Futter mit. Er wollte, dass sein Hasensohn genau so kräftig wie er werden soll.

In jeder freien Minute saß er in seiner Werkstatt auf seinem Hocker, hatte einen Riesenkorb Eier vor sich stehen und viele, viele Farben und Pinsel.

Der kleine Hase schaute ihm gerne zu, denn Papa Hase erzählte dabei die schönsten Geschichten. Ja, er berichtete vom vorigen Jahr, wo er die Eier abends im Gras versteckte, sogar schon zwischen blühenden Osterglocken und Tulpen, und am nächsten Tag lag so viel Schnee darauf, dass die Kinder seine Eier nicht finden konnten. Das machte ihn sehr traurig, denn er wusste im Moment nicht, woher er neue, bunte Eier nehmen sollte. Sie waren doch alle in den Gärten verteilt.

Die liebe Sonne, die von seinem Kummer erfuhr, half ihm jedoch. Sie sagte:

"Ich schaffe das schon, wenn ich mich heute ordentlich anstrenge und den ganzen Tag auf die Wiesen scheine, dann finden die Kinder am Nachmittag, wenn ich den Schnee zum Tauen gebracht habe, deine wunderschönen, bunten Eier."

 "Du bist wirklich wunderbar, liebe Sonne", sagte da der Hasenpapa und hüpfte vor Freude im Schnee hin und her, so dass es richtig staubte.

"Kann denn die Sonne das wirklich?" fragte das Hasenkind.

Und Papa Hase erzählte, wie groß die Freude bei den Kindern war, als sie am späten Nachmittag seine Eier fanden.

Sogar die Erwachsenen hatten einen Riesenspaß daran und freuten sich wie die Kinder, wenn sie eines seiner Eier fanden.

Mama Hase rief den Kleinen zu sich, denn sie hatte vor, ihn vor dem Feste gründlich zu putzen. Schließlich sollte er das schönste und weichste Fell haben. Die Verwandten hatten den Kleinen noch nicht gesehen. Papa Hase hatte ihnen schon so viel vorgeschwärmt von seinem niedlichen Hasensohn. Deshalb band Mama noch zum Abschluss eine schöne, bunte Schleife um sein zierliches Hälschen. Ja, sie fand ihn auch so hübsch und liebevoll küsste sie ihn auf das Ohr.

Nun konnte Ostern kommen. Es war nicht nur ein Fest für die Menschen, nein, auch die Hasenfamilien trafen sich untereinander und tauschten ihre Erlebnisse aus. Dabei ging es lustig zu, und die anstrengende Zeit der Ostervorbereitung war schnell vergessen. Das Hasenkind fand alles so aufregend. Doch es war glücklich und fühlte sich wohl.

    

Horst, der hilfsbereite Osterhase

Osterhase Horst erfuhr, dass eine ihm bekannte Hasendame sich am rechten Fuß verletzt hatte. Er wollte sie eigentlich in der Osterzeit besuchen, um mit ihr gemeinsam ein paar Ausflüge ins Grüne zu unternehmen. Doch daraus sollte nichts werden, denn die Hasenfrau berichtete ihm von ihrem Missgeschick und wollte somit ihren Besuch ausladen, da sie mit dem Stützverband an ihrem Bein sehr behindert war und somit keinen Gast bewirten konnte. Der Hasenarzt riet ihr, das Gelenk zu schonen und keine großen Sprünge zu machen. Die Hasenfrau war darüber anfangs sehr traurig, ja es rollten ihr einige Tränen aus den großen, braunen Augen.

Um so überraschter war sie, als sie von Hase Horst hörte, er wolle sie trotzdem besuchen und ihr etwas Gesellschaft leisten in ihrer Behausung.

Er machte sich Gedanken, wie er ihr eine Freude bereiten konnte und kaufte gute Sachen ein, um ihr die Zeit etwas zu versüßen. Ja, sogar an ein Rosenstöckchen dachte er. Dazu wählte er eine Lachsfarbe, die allerliebst aussah und der Hasenfrau besonders gefiel.

Mit diesen Sachen im Korb machte er sich auf die Reise, denn sie wohnte nicht gleich nebenan. Nein, er musste schon einige Kilometer überwinden, ehe er bei ihr ankam.

Er schenkte ihr Pralinen, einen Osterhasen aus Schokolade und brachte Essen für Mittag und Abend mit.

Doch das Wichtigste für die Hasenfrau war es, dass er trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit nach ihr sah. Das hat sie besonders gerührt.

Sie hopste, so gut es eben möglich war, in ihrer Wohnung herum, der Hasenmann half, brachte Grünes aus dem Garten in die Küche, denn Hasen essen gerne etwas Grünes, und sie genossen ihr gemeinsames Essen.

Dann machten sie einen wunderschönen Ausflug. Die  Sonne strahlte vom Himmel, und der Hasenmann wollte hinaus ins Freie. Er lud die Hasendame in sein Gefährt ein und fuhr sie in die schöne Frühlingslandschaft. Sogar einen Fluss mussten sie überqueren, das jedoch durch die vorhandene Fähre nicht schwierig war.

Am anderen Ufer angelangt, setzten sie sich auf eine kleine Mauer in der Nähe eines Friedhofs und schauten weit ins Land. Segelflieger glitten lautlos am blauen Himmel, ein Zug in der Ferne sah aus wie eine Modelleisenbahn, Schmetterlinge tummelten sich im Warmen, eine Feuerwanze nutzte ebenfalls das schöne Wetter für ihren Spaziergang, das erste Grün der Bäume erfreute das Hasenauge, die Weinberge sahen so aufgeräumt aus. Die beiden Hasen besahen sich alles in Ruhe und plauderten unentwegt dabei. Sie fühlten sich wohl und ließen sich von der Sonne bescheinen.

Gegen Abend kehrten sie noch in ein niedliches Kaffee ein. Die Hasendame hängte sich bei Hase Horst unter, und so konnte sie trotz ihrer Verletzung etwas humpeln und den schönen Tag außerhalb ihrer vier Wände genießen.

Sie kehrten zufrieden zurück und labten sich am abendlichen Essen. Das Getränk schmeckte beiden besonders gut. Sie wurden lustig und plapperten ohne Unterlass. Nie ging der Gesprächsstoff aus. Die Zeit verging so schnell.

Dann musste das Bein der Hasendame behandelt werden. Hase Horst hatte extra Arnika Tinktur dafür mitgebracht, die er selbst schon öfters an sich ausprobierte, wenn er lädiert war. Er rieb liebevoll den geschwollenen Fuß der Hasendame ein, und sie spürte eine Linderung.

Am nächsten Tag hatte sie das Gefühl einer leichten Besserung, und die Prozedur wurde noch einmal wiederholt.

Sie lasen in verschiedenen Büchern, erfreuten sich über Gedichte von Eugen Roth, kamen vom Hundertsten ins Tausendste, diskutierten über "Hasenprobleme", und so ging der Tag zur Neige.

Nun packte er seine sieben Sachen, verabschiedete sich lieb bei der Hasendame, die sich wiederum bei ihm für die zwei Tage angenehmer Abwechslung bedankte, und jeder war wieder für sich.

Hase Horst ist ein netter Kerl, dachte sie. Es ist wichtig, im Leben solche Gefährten zu haben. Vielleicht kann ich ihm auch einmal helfen. Mit solchen guten und dankbaren Gedanken schlief die Hasendame bald ein.

                      

 

 

Osterglocken, welch ein Leuchten.

Fangt die Frühlingssonne ein.

Gebt sie an die Menschen weiter

Strahlt ganz tief ins Herz hinein.

 

Alle sehnen sich nach Frühling

Spüren zart den Frühlingshauch

Und das Ostereiersuchen,

ja, das ist ein schöner Brauch.

© C.W.

 

Heute hat der Osterhas

Eier, bunt, versteckt im Gras

Laufe mit dem Korb hinaus.

Suche eifrig hinterm Haus.

Habe schon ein paar entdeckt.

Hei, die hat er gut versteckt.

Rot und gelb und grün und blau,

lila, pinkbemalt ich schau.

Und mein Korb wird langsam voll

Danke Hase, ich fand’s toll!

 

 

 

 

                   

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